Für Apleona muss eine App nicht der Königsweg sein

Das Interview führten Lars Wiederhold und Ulrich Schüppler von der Immobilien Zeitung.

Der FM-Dienstleister Apleona hat in den vergangenen drei Jahren ein digitales Ökosystem für den Gebäudebetrieb entwickelt, das nun allen großen Kunden zur Verfügung gestellt werden soll. Das Unternehmen will Ideen rasch nutzbar machen, wie die Lösung zum Corona- Infektionsschutz zeigt.

Seit 2017 hat Apleona an seinem digitalen Ökosystem für den Gebäudebetrieb gefeilt. Es besteht aus drei Elementen: einem Kundenportal, über das der Nutzer jederzeit einen Blick auf alle Gebäudedaten hat, aus Modulen für Microservices, über die beispielsweise Dienstleistungen von Drittanbietern gebucht werden können, und einem IT-Backbone, der alles miteinander verbindet. Wesentlicher Partner für die Integration der einzelnen Komponenten ist der IT-Konzern IBM, der von Anfang an am digitalen Ökosystem mitgearbeitet hat und es gleichzeitig als Apleona-Kunde selbst nutzt.

Sieben große Apleona-Kunden verwenden schon das Kundenportal, bald sollen es wesentlich mehr sein. „Wir wollen unsere 120 größten Kunden auf das Portal holen“, erklärt Apleona-CEO Jochen Keysberg im Gespräch mit der Immobilien Zeitung. „In einem zweiten Schritt sollen dann alle Zugriff auf die Ticketingfunktion erhalten.“ Mit dieser Funktion können etwa Schadensmeldungen verwaltet und abgearbeitet werden. Doch der Teufel steckt oft im Detail, denn jeder Kunde verwendet eine andere IT-Umgebung und hat unterschiedliche Organisationsstrukturen, die festlegen, wer welche Funktionen nutzen darf und wer nicht. All das muss für jede digitale Gebäudeanwendung berücksichtigt werden. Apleona will dabei die Schnittstellen zur Verfügung stellen und Integrationspartner für neue Anwendungen sein, aber keinesfalls alles selbst entwickeln. „Wir wollen verstärkt bei Proptech-Start-ups als Gesellschafter einsteigen“, sagt Keysberg. Im Stammgeschäft setzt das Unternehmen dagegen auf Akquisition.

Dass Apleona auch ohne Proptechs kreativ ist, zeigt die Lösung zum Corona-Infektionsschutz: Statt eine Warn-App auf dem Smartphone installieren zu müssen, reicht ein Handy mit Kamerafunktion. Damit scannt der Nutzer beim Betreten und Verlassen von Räumen einen QR-Code. Alles läuft völlig anonymisiert – und konnte daher viel schneller zur Verfügung gestellt werden als eine App, bei deren Anwendung am Arbeitsplatz zahlreiche datenschutzrechtliche Erwägungen zu treffen sind.